Schlesische Mundart in Gedichten

Die Patschkauer Mundart zählt zum Gebirgsschlesischen. Die wichtigsten Vertreter das Gebirgsschlesische waren: Ernst Schenke, * 24. Mai 1896 in Nimptsch, † 11. Dezember 1982 in Rechklinghausen (Reichenbacher Gebirgsmundart). Und besonders für die Patschkauer Mundart: Karl Klings, * 11. Januar 1867 in Geseß bei Patschkau, † 11. September 1940 in Berlin.Als Vertreter für das Breslauer Dialekt, die Kräutermundart, ist Karl Eduard von Holtei zu nennen. * 24. Januar 1798 in Breslau, † 12. Februar 1880 in Breslau.Im Internet sind unter dem Suchbegriff "Schlesische Mundart" viele Webseiten mit ausführlichen Beschreibungen zu finden



 

 

 

Schläsingersprüchel in Patschkauer Mundart


von Karl Klings,
* 11.01.1867 in Geseß, Kreis Neisse/OS
† 11.09.1940 in Berlin

 

Hier einige Auszüge aus seinen Werken

 

 

Madla und Junga
Wenn de Madla Kucha backa
Kumma glei de Junga:
„Sill wir hilfa Mahl aussacka,
Bleche troan?“ gesprunga.

 

Nää doch nää, deMadla schrein,
Ihr stibitzt Rusinka,
Wenn de Kucha fertig sein,
Wa‘ wir euch schun winka. –

 

Wenn die Junga „Fuhrmoan“ spiela,
Kumma glei die Madla,
Tun awing verschaamt und schiela:
„Braucht ihr kääne Pfaadla (Pferdchen)?

 

Nää doch nää, de Junga schrein,
Tutt och Puppla wiega!
Hulzfuhrleute, wie wir sein,
Foahrn doch nich mit Ziega.

 

Hofweisheit
Der Misthahn kräht: Kichrie, Kickrie!
Ich riche woas, ber kriega Schnie!

 

De Wulka ziehn, de Wulka ja’n,
Und kimmt kee‘ Schnie, do krieg ber Raan.

 

Und kimmt kee‘ Raan, do krieg ber Wind,
Wie’s halt sich grad‘ zusammenfind’t.

 

Und kimmt kee‘ Wind. Kee‘ Raan, kee‘ Schnie
Do blei’ts wie’s Ihs – Kickrie, Kickrie!

 

 

Der Schläsinger

 

Gieht’s üns gutt aber schlecht,
Sei‘ ber Herr aber Knecht,

 

Gieht’s nach Ost oder West,
Sitz‘ ber irgendwu fest,

 

Wu ber ziehn, wu ber sein:
Schläsinger wull ber immer blein!

 

Wiegenlied
Schlof ei‘ mei‘ Kindel, schlof geschwind;
Eim Äppelboome pfeift der Wind.
Am Fenster lurrt der Popelmoan
Und will dich naus ei’s Püschel troa’n.
Schlofe, Kindel, schlofe.

 

Eim Pusche sitzt a Popelweib
Der gibt a dich zumZeitvertreib,
Die kratzt und beißt dich, schnipp und schnapp,
Und beißt dir die‘ Rutznäsel ab.
Schlofe, Kindel,schlofe.

 

Wenn d’aber schläfst, do muß a giehn,
Do muß a ohne Kindel ziehn,
Und kimmt aso ei’s Püschel raus,
Kluppt’s Weibel ihm a Puckel aus.
Schlofe, Kindel, schlofe.

 

Gieh‘ Popelmoan, und pack dich nu,
Mei‘ Kindel schleußt die Guckel zu,
Und schläft und treemt die ganze Nacht,
Und vierzehn Engel halten Wacht.
Schlofe, Kindel,schlofe.

 

 

 

Die Heemte

 

Und wär’sch ei der Welt irgendwu, wär’sch goor ei Berlin
Halt
  no asu lustich, halt no asu schien ,
Mich zieht’s nach der Heemte, der Heemte, die weit
Ei der Schläsing druben bei Fuchswinkel leit;

 

Wu der Hahnberg sicht pärscht und de Krebsbaache zieht,
Wu der dicke Patschker Tohlenturm stieht.
Mich zieht’s nooch der Heemte, zieht’s immerfurt
No däm klinschigen Dörfel,
 dän Häuseln durt,

 

Wu `ch gespielt und vertreemt hoa de Kinderzeit,
Wu die Mutter schun lange eim Groabe leit –
De Sehnsucht, de zieht mich und wird mich wulld ziehn,
Bis ich salber durtte begraben bien.

 

De Heemte, de Heemte – was gieht uff der Welt
Üns Schläsingern drüber? – Halt nischte. Na, gelt?!





Sträselkucha von Herrmann Bauch

Schläscher Kucha, Sträselkucha,
doas ihs Kucha, sapperlot,
wie’s uff Herrgoot’s grusser arde,
nernt nie noch woas Godes hoot.

Wär woas noch so leckerfetzig,
eim Geschmoack ooch noch su schien:
über schläsche Sträselkucha
tuut halt eemol nischt nich giehn!!

Woas is Spritz- und Appelkucha.
Babe mit und ohne Moh?
Woas sein Krappla, Pratzeln, Torte
Strietzel, Ee- und Zwieback o?

Nischt wie latschiges Gepomper
doas ma gerne läßt ei Ruh;
doch vom schläscha Sträselkucha
koan ma essa immerzu.

Der kennt nischt vo Margarine
und ooch nischt vo Sacharin;
Ehrlich tutt der schläsche Kucha
ei a heessa Ufa giehn!

Kimmt a raus eim Knusperkleede
zieht der Duft durchs ganze Haus
und aus olla Stubentüren
gucka weit die Noasa raus.

Su a Kucha weiß und lucker
doas ies wirklich anne Pracht.
Jedes Streefla zeigt Rusinka,
doass eem reen is Herze lacht:

Aus’m Sträsel quillt de Putter -
tausend, wie doas prächtig schmeckt
doass ma lange noch dahinga
sich vergnügt is Maul beleckt.

Sträselkucha, dar wirkt Wunder!

Tun de Kinder Händel hoan,
ihs verbust de Schwiegermutter,
resonniert der brumm’ge Moan,
dorf ich blusig hien zum Tische
recht a grussa Kucha troan -
do ihs uff der Stelle Friede:
Jeder muffelt woas a koan!

Wenn mich wird is Alder drücka,
wiel ich doch nich eemol kloan,
wenn ich bluß mit Sträselkucka
noch menn Koffee tunka koan.

Doch passiert’s, doass ich uff Kucha
hoa kee Brinkel meh Optit,
Lä ich sacht mich uff de Seite:
„Lieber Herrgott, nimm mich miet.“

 

Rezept  für Schlesischen Streuselkuchen

Zunächst einen Vorteig aus Mehl 50-60g Hefe und Milch bereiten, der aufgehen muß. Dieser wird sodann mit den übrigen Zutaten (insgesamt 750g Mehl, ¼ l Milch, etwas Salz, 125g Butter oder Margarine, 125g Zucker, 1-2 Eier, evtl. abgeriebene Zitronenschale und Vanillezucker) vermengt und geknetet. Auf dem vorbereiteten Blech muß er nach dem Ausrollen noch einmal gehen. Man kann unter diesen Teig auch wahlweise in Rum getränkte Rosinen mischen.  
Für die Streusel benötigt man: 600g Mehl,  250g Zucker, abgeriebene Zitronenschale oder Vanille-zucker (nach Wunsch auch gemahlene Mandeln, etwas Muskat), 1 Teelöffel Backpulver, 300g Butter oder Margarine. Die Streusel werden hergestellt, indem man die heiße Butter vorsichtig mit den übrigen  Zutaten vermengt und zu einer krümeligen Masse verarbeitet. Sie wird sodann auf dem mit Butter bepinselten Blechkuchen verteilt und der Kuchen 20-25 Minuten bei mittelstarker Hitze gebacken, nach Belieben mit Puderzucker
besieben.

Rezept aus "Schlesien Lexikon" von Klaus Ullmann im Adam Kraft Verlag



Die Potschker Tohla
Einer Sage zufolge mußten die Junggesellen und „alten Jungfern“ aus Patschkau am Kirmesmontag zur Strafe für ihr Ledigsein die Türme scheuern und das dafür benötigte Wasser in einem Sieb hinaufschaffen.
Bäckermeister Adolf Scholz, der auch Ehrenbranddirektor war, schrieb 1932 ein Gedicht darüber, das seinerzeit auch über den Schlesischen Rundfunk ging.

 

Ei Potschke hoat’s viel Tohla,
`s is weit und bräät bekannt.
Drim wärd’s wullt ooch vu viela
die Tohlastoadt genannt.

Durt uba uff da Tärma
gefällt’s dan Vögeln gutt,
durt hausa sie ei Schärma
mit ihrer junga Brutt.

Doa? Durt die Tohla macha vuul,
`s is siehr leicht zu verstiehn,
drim muß ma‘ oale Joahr‘ amoal
oan’s Ränemacha giehn.

Oam Kermesmontiche gibt’s a Fest -
Doa schleicha sich wie Diebe
die aala Jungfern und Junggesell’n
mit Woasser nuff eim Siebe.

Zu woas se durt nuff Woasser troan?
Doas selche derft Euch Wunder hoan:
Ihr werd’t zwoar drieber lacha -
nu, doas sull zum Ränemacha!

Und druba, wie im Schwäß geboad’t,
die aala Jungfern scheuern,
derweil se nie gedoacht tun hoan,
zur rechta Zeit zu heuern!



  Rezept für Patschkauer Dohlen

        Zutatenliste für 10 "Potschker Tohlen"
        500g Weizenmehl, ca. 0,3 Liter Milch,
        80g Butter oder Margarine,

        70g Zucker (3 gestrichene Eßlöffel)

        40g Hefe

        5g Salz, 1 Päckchen Vanillezucker

        20 Rosinen als Augen

        1 Eiklar zum Kleben 

 

Zubereitung:
Bereiten Sie aus den Zutaten einen ganz normalen Hefekuchenteig. Teilen Sie dann den angeraschten Teig in 10 gleich große Stücke auf.

Daraus formen Sie ca. 20 cm lange Stränge. Indem man eine Schlinge knüpft (einen Knoten). Ein Teigende führt man vor, das andere hinter den Kringel. Auf ein Kuchenblech gelegt, lässt man die Dohlen an raschen. Die hinteren Teigenden werden nun so angeschnitten (senkrecht), dass sie wie Schwänze wirken, der Kopf am anderen Ende erhält einen Schnabel, indem man ihn waagerecht schneidet. Wenn Sie perfekte Dohlen erzielen wollen, stellen Sie aus Eigelb und drei Esslöffeln Milch eine Ei-streiche her, bestreichen Sie vor dem Abbacken die Teigstücke und kleben dann die Rosinen als Augen an. Sie erzielen da-durch einen schönen Glanz und eine goldgelbe Gebäckfarbe. Abbacken im Küchenherd bei 180-200 Grad.

Empfehlung: Die Dohlen kann man aufschneiden, mit Butter und Marmelade oder Honig bestreichen.