Chronik der Stadt Patschkau ab 1879  bis heute





1879

Dr. jur. Josef Hahn tritt für 36 Jahre (1879-1915) sein Amt als Bürgermeister in Patschkau an. Dr. Hahn wurde am 3. März 1848 in Hochkirch, Kreis Glogau, als Sohn eines Lehrers geboren. Er studierte Jura in Breslau und heiratete am 13. August 1879 Thekla Lang, die Tochter des Glöckners der Breslauer Kirche "Maria auf dem Sande". Nur wenige Tage nach der Eheschließung trat Dr. Hahn das Bürgermeisteramt der Stadt Patschkau an. Nachhaltig änderte sich das Stadtbild während seiner Amtszeit, z.B.:

Bau der Kanalisation, Klärwerk, Wasserwerk u.a.

Für seine Verdienste ehrte ihn sein Nachfolger Dr. Peucker (Amtsübergabe am 26. August 1915) bereits zu seinen Lebzeiten mit  einem Straßennamen im Patschkauer Villenviertel, die "Dr.-Hahn-Straße" (vorher "Bergerstraße).


1879

Ein neues katholisches Pfarrhaus wird gebaut. 

Hierfür wurde ein Teil der Stadtmauer abgerissen.

Die Pfarrei war nach dem Tod von Pfarrer Friedrich Kranz (1877) verweist und wurde von Konstantin Rost

von 1877 - 1882 als Pfarradministrator geführt, in diese Zeit fiel auch der "Kulturkampf" unter Reichskanzler

Bismarck (Predigtverbot, Gehaltssperre, Schließung des Priesterseminars u.a.)

Der Breslauer Bischof  Heinrich Förster (1853-1881), flieht nach Jauernig auf Schloß Johannesberg, der Sommerresidenz der Breslauer Bischöfe seit dem 16. Jh.

                                            Foto: Remigiusz Gołębski, Paczków


1881

Die "Freiwillige Feuerwehr Patschkau" wird am 22. August gegründet. Die Statuten der Feuerwehr umfassen 21 Paragrafen und sind am 13. August von der Polizeiverwaltung genehmigt worden.

 

Die Jauerniger Chaussee wird ausgebaut, erst 1926 wird der Weg nach Kosel eine Chaussee.


1884

August Schneider verlegt seine 1873 in Neisse gegründete "Zeichen-Utensilien-Fabrik nach Patschkau und  erwirbt an der Äußeren Glatzer Straße 11 ein Grundstück am Gosbach.  Bereits 1894 werden mehrere seiner Produkte bei der internationalen Ausstellung in Berlin mit Medaillen ausgezeichnet.

 

1900 Kauft Schneider auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein großes Grundstück, baut dort eine Dampfkraftanlage, eine Holzdämpfanlage und ein Sägewerk.

1908 übernehmen die Brüder Dr. Franz und Eugen Priemer die Bürogerätefabrik.

 

Patschkau verdankt August Schneider nicht nur Arbeit  sondern auch Stiftungen wie z.B. das Kreisaltersheim, was ihm den Titel Kommerzienrat einbringt.                                                                    Foto: Fb-Gruppe Paczków - Patsckau


1888

Joseph Kieslich gründet in Patschkau-Charlottental eine Dampfziegelei, erst ein Ringofen, später zwei Öfen.

 

1896

Joseph Kieslich und einige Kleinbauern stiften in der Nähe zur Ziegelei die "Marienkapelle".


1889

Das Rathaus und der Rathausturm werden im Mai renoviert. Im vergoldeten Turmknopf findet der Frankensteiner Maler Krachwitz Dokumente aus den Jahren 1788, 1863 und 1866.

 

1890

Der massive neue Oberbau der Neißebrücke wird vollendet und dem Verkehr freigegeben. Sie wurde um zwei Durchlässe erweitert, die Baukosten betrugen 100.000 Mark.

  

1890

Schützenaufmarsch in Patschkau

 

(Historische Postkarte, eingesandt von Remigiusz Golębski, Paczków)


1891 

Über den Kamitzbach an der Bergmannstraße wurde eine neue Brücke gebaut.

 

1892

Beim Patschkowsky'schen Waisenhaus in der Nikolaistraße 12 wurde die Kleinkinderschule "Maria hilf" der Borromäerinnen eingerichtet.

 

1893

Zum 1. April 1893 wurde in ganz Preußen die mitteleuropäische Zeit als Einheitszeit eingeführt. Die Ortszeit wurde abgeschafft, das war wegen der Eisenbahnfahrplänen erforderlich geworden.


Schlachthof - heute, Nikolaistraße 40

Foto: Google Street View 2013

1894

Im Februar wird der Städtische Schlachthof in Betrieb genommen. Gleichzeitig wird am Hohen Ufer/ Holteiweg ein Teich (Haschke-teich)  für Eisgewinnung und Wasservorrat angelegt.

Alte Postkarte



1896

Pfarrer Adolph Ritter (1886-1901) läßt das Kircheninnere renovieren und das Schindeldach durch ein Holzzementdach ersetzen. Sein Nachfolger, Pfarrer Julius Sralek (1901-1916), läßt  den Zinnenkranz des Daches reparieren.

 


1896

Zur Erinnerung an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wurde  am Breslauer Torturm ein Denkmal errichtet und am 27. September eingeweiht.

Das Denkmal wurde aus Groß-Kunzendorfer Marmor gestaltet und neben den Namen der Gefallenen aus Patschkau auch drei Gefallene aus Alt-Patschkau mit aufgeführt.

Kriegerdenkmal auf der Oberen Rohrbütte



1899

An der Zollstraße entsteht eine Turnhalle für die städtischen Schulen.

 


1902

Das Städtische Gymnasium wird in ein Staatliches umgewidmet, weil die Stadt allein die Kosten für die Bildungseinrichtung nicht mehr tragen kann.

1902

Das Städtische Gaswerk an der Bergmannstraße nimmt seinen Betrieb auf: Baukosten 90.000 Mark



1902

Am 4. Juni 1902 wurde der Grundstein zum Bau der evangelischen Pfarrkirche, "Erlöser-Kirche", gelegt. Am 11. November 1903 erfolgt die Einweihung der im neugotischen Stil von Architekt Bernhard Nimpsch ausgeführten Kirche. Der schlanke Glockenturm ist 46 m hoch. Den Altar und die Kanzel aus Eichenholz schnitzte der Bildhauer Aloys Schmidt (der "Herrgottschnitzer") aus Bad Landeck (Kreis Habelschwerdt). Den Bauplatz stiftete Graf Zedlitz, den Marmorbelag die Kamenzer Herrschaft, Prinz Albrecht von Preußen.

Bis zur Vertreibung 1946 waren als Geistliche an der Erlöserkirche die Pastoren Wolf, Tusche, Köhn und Küster eingesetzt.

1910 erhält die evangelische Gemeinde ein neues Pfarrhaus im Kleistweg 1

und 1913 eine eigene Diakonissenstation.

 

Foto: Buch "Be=such mich zu Potschke"


1904

Am Ortsausgang an der Heinzendorfer Chaussee/Zollstraße wird eine Präparandie zur Vorbereitung auf das Lehramt an Schulen eröffnet (bis 1924).

   1925 Die "Armen Schulschwestern" beziehen das Gebäude  mit                   der "Höheren Schule für Mädchen", das St. Agnes-Lyzeum.

   1936 Während der NS-Zeit wird das Lyzeum aufgelöst und in die

            Stattliche Oberschule eingegliedert, das Gebäude in eine 

            Lehrerfortbildungs-Anstalt umgewandelt.


1905

Am Nachtigallensteg baut die Stadt auf dem Gelände des ehemaligen Bleichplatzes ein Wasserwerk. Das Wasser wird aus drei Tiefbrunnen nach der Reinigung zum 35 m hohen Wasserturm in der Zoll-straße gepumpt. Baukosten 234.300 Mark.

Gleichzeitig wird die Kanalisation verlegt und das Klärwerk am Ausgang des Mühlgrabens zur Neiße gebaut: Baukosten 276.400 Mark.

<< Kanaldeckel Wilhelmshütte Sprottkau

Fotos: Archiv




 

1907

Gründet Oskar Biedermann gegenüber des Patschkauer Güterbahnhofs die "Schlesische Kehl- und Bilderleistenfabrik KG".


1910

Das Fürstbischöfliche Altersheim an der Neisser Straße,

eine Stiftung des zum Kommissionsrat ernannten Fabrikanten A. Schneider, wird eröffnet. Das von Borromäerinnen geleitete Haus steht unter der Aufsicht des Fürstbischofs der Diözese Breslau (Georg Kopp 1887-1914, 1893 Kardinal). Die Einweihung erfolgte am 4. November 1911 durch Erzpriester Julius Sdralek.

 

 

Foto: Postkarte aus der Sammlung H. Bartels


1912

Bürgermeister Dr. Hahn läßt das Rathaus renovieren, Fassade und Turm erhalten ein neues Gewand im Biedermeierstil. In allen Rathausräumen wurden Heizkörper einer Zentralheizung eingebaut.

 


1914

Baubeginn für das Amtsgericht in der Neisser Straße, Fertigstellung 1919 (Bauunterbrechung wegen WK I).

Das Gericht war vorher in der 3. Etage des Rathauses untergebracht.

1914

Das Zollamt an der Zollstraße/Jauerniger Chaussee

erhält eine Paßstelle für Reisende und eine Kontroll-stelle für Kraftfahrzeuge.

Fotos: Patschkau Archiv,  Google Street View



1915

Dr. jur. Franz Peucker wird Bürgermeister in Patschkau, * 7. August 1881 in Grünberg, † nach 1933. In den Jahren 1918-1919 war er auch in der Verwaltung des Kreises Neisse tätig und vertrat den Landrat in dessen Abwesenheit.

1920(21?) ging Dr. Peucker als Landrat nach Glatz.


1920

Der Breslauer Torturm wird (wie bereits im 1900 schon der Glatzer Torturm) für den Fußgängerverkehr ein

Durchgang geschaffen.

 

Foto links: Breslauer Torturm aus dem Buch "Patschkau - Eine Zeitreise", von Henry Romanczyk, Redakteur, Paczków

Foto rechts: Glatzer Torturm, Remigiusz Gołębski, Paczków



1921

Die Stadt Patschkau erhält ein elektr.  Ortsnetz. Die Schaltstation für die Um-spannung und Verteilung des Stromes entstand am Ende der Bergmannstraße, Abzweig Nachtigallensteg.

Heute dient das Gebäude mit seinen Anbauten Wohnzwecken.

 

Fotos: Remigiusz Gołębski, Paczków

 



1921

Dr. jur. Fritz Reimann wurde am 24. Februar 1884 in Neustadt OS als Sohn des Kaufmanns Karl Reimann
(Stadtrat und Stadtältester) geboren. Er studierte in Heidelberg, München und Breslau Rechts- und Staatswissenschaft. Am ersten Weltkrieg nahm er als Soldat im "2. Garderegiment zu Fuß" teil. Obwohl er 1919 erst zum Bürgermeister der Stadt Kosel OS gewählt wurde, trat er bereits am 21.Februar 1921 das Bürgermeisteramt in Patschkau an.

Zahlreiche Bauwerke wurden während seiner Amtszeit ausgeführt, doch sein größter Erfolg war die Rückge-winnung des Patschkauer Stadtwaldes im Oktober 1927 nach der Beschlagnahme von 1919 durch des Tschechoslowakische Staatsbodenamt.

Als 1933 die Nazis an die Macht kamen wurde Dr. Reimann wegen seiner Gegnerschaft von seinem Amt suspendiert  weil aber kein ortsansässiger Nazi die Fähigkeit zur Amtsführung hatte, setzte man ihn kommissarisch wieder als Bürgermeister ein. Trotz Einspruch versetzte man Dr. Reimann 1939 für einige Monate als Bürgermeister nach Rybnik. Nach Kriegsende im Mai 1945 wurde Dr. Reimann 

(obwohl er der einzige schlesische Bürgermeister ohne Parteibuch war) verhaftet und ins Gefängnis in die Kochstraße in Neisse gebracht, dort gefoltert und er starb am 5. August 1945 im KZ Schwientocholwitz.


1922

Im Stadtwald (Vogteiwäldchen) wird eine Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet. Um ein zentrales Denkmal werden 8 Stelen im Kreis aufgestellt auf denen nach Kriegsjahren geordnet die Namen der

193 Gefallenen aufgeführt sind.

Foto: Buch "Deutscher Ehrenhain für die Helden von 1914/18" Dehain Verlag, Leipzig 1931


Das zentrale Denkmal steht nicht mehr am Ursprungsort.                                 Die Stele von 1915 wurde im August 2019 freigelegt bei                                                                                                                                                          Arbeiten im Auftrag der Kriegsgräberfürsorge.

Fotos: Remigiusz Gołębski, Paczków 2019


1922

An Stelle der Stadttor-Wächter, die auch die Stunden pfiffen, üben nun Beamte der Polizei den Nachtdienst aus.

 


1925

Im Dezember wird die neue Friedhofkapelle auf dem Kommunalfriedhof der Öffentlichkeit übergeben.

 

Patschkau hat in diesem Jahr 6.818 Einwohner, davon leben 2.790 in den Vororten.

 

 

Foto: Buch "Patschkau eine Zeitreise", H. Romanczky, Paczków


1926

Zum 1. Oktober 1926 wird die Gemeinde Kattersdorf mit  dem Ort Wehrdorf und der Bezirk um den Bahnhof Patschkau in die Stadt Patschkau eingemeindet. Hierdurch änderten sich auch die Zugehörigkeit vom Kreis Münsterberg/Niederschlesien zum Kreis Neisse/Oberschlesien.

 

Anmerkung: Zum 1. Oktober 1932 wurde der Kreis Münsterberg aufgelöst. Die meisten Gemeinden wurden dem Kreis Frankenstein zugeordnet und der Rest dem Kreis Strehlen angegliedert.


1926

Am 5. Juli 1926 eröffnet die "Gesellschaft der innere Mission Gleiwitz", (die "Redemptoristen") das Juvenat "Klementinum" an der Neisser Straße mit 30 Plätzen für die Ausbildung des Ordensnachwuchses. Die Zöglinge besuchen das Patschkauer Gymnasium.


Kartenausschnitt 1893

1926

Der Baubeginn des Ottmachauer Staubeckens startet zwischen Alt-Patschkau und Ottmachau, Fertig-stellung 1933.

Große Landverluste für Alt-Patsch-kau, Alt Wilmsdorf (Fürstenvor-werk, Schwammelwitz (Stübendorf) und Friedrichseck.

Kartenausschnitt 1933




1927 

Am 20. September wird das Kreisaltersheim (St. Gisbert-heim *) an der Neisser Straße mit 35 Heimplätzen  feierlich eingeweiht. Anwesend sind außer dem Landrat von Ellerts auch der Kreisausschuss, dem auch der Patschkauer Bürgermeister Dr. Reimann angehört.

 

Das Foto rechts ist aus dem persönlichen Album des Neisser Landrates von Ellerts. Das Album wurde aus dem Nachlass des Landrates dem Neisser Kultur-und Heimatbund e.V. für sein Heimatarchiv in Hildesheim überlassen.

Foto links: Patschkau-Archiv. Das Kreisaltersheim an der Neisser Straße/Bönischstraße


* Der Name des Kreisaltersheim wurde wohl zu Ehren des Landrates  des Kreises Neisse gewählt.

   Gisbert von Ellerts, *21.09.1875, † 26.09.1956 in Osnabrück, Landrat von 1912 bis 07. Juli 1933 (einstweiliger

   Ruhestand - NS-Zeit), verheiratet mit Eleonore Sophie Maria Oktavie von Oriola (preußischer Adel mit portu-

   giesischen Wurzeln).


 1929

Am Ortsausgang von Patschkau an der Neisser Straße 

baute der Caritasverband der Diözese Breslau das St.

Johannes-Heim. Hier sollen Alkoholkranke Heilung

finden. Später geht das Heim nacheinander  an ver-

schiedene Ordenseinrichtungen, zuletzt werden dort

Lungenkranke gepflegt .

1935  Pfarrer Paul Rieger wird an der St. Johannes Kirche in sein Amt einführt, wurde Dechant und erhielt den

          Titel "Erzpriester". Während seiner Amtszeit 1935 bis 1946 wurde in der Kirche eine Warmluftheizung 

          (1939) eingebaut.

          Nach der Vertreibung 1946 sammelte Pfarrer Rieger die vertriebenen Patschkauer und Dörfler als

          Heimatpfarrer um sich und betreute die zerstreute Gemeinde in der ganzen Welt. 1952 gab er ein Adress-

          verzeichnis heraus mit den  bis hin bekannten Anschriften der Vertriebenen.

          Bis zum päpstlichen Dekret vom 28. Juni 1972 blieb er auch Pfarrer von Patschkau.

 


1929

Hans Biedermann, Bruder von Willy Biedermann, verlegt seine Goldleistenfabrik von Burg bei Magdeburg nach Patschkau in die Räume der früheren Feuerwehrgerätefabrik Gebr. Kieslich.

Die "Gold-und Naturleistenfabrik Gebr. Biedermann" verarbeitete Naturleisten zu fertigen Bilder- und Gardinenleisten.

Die "Patschkauer Leiste" war weltbekannt.

 

 

 

 

Foto: Archiv. Fabrik in der Wallstraße


1931

Am 28. Juni feierte die "Freiwillige

Feuerwehr Patschkau" ihr 50jähriges

Stiftungsfest.

 

links: Ausschnitt aus dem Patschkauer Wochenblatt vom 01. Juli.

Foto rechts: Archiv



 

1933  Auch in dem konservativ-christlichen Patschkau geht der Nationalsozialismus mit seinen Folgen nicht

          vorüber. Die Folgen waren 250 Gefallene und Vermißte im 2. Weltkrieg und dann noch die Vertreibung

          aus der Heimat.

 

1934  4. Februar: Pastor Paul Küster wird durch Superintendant Gericke aus Neisse in sein Amt an der Evangel.

          Erlöserkirche in Patschkau eingeführt (letzter evangelischer deutscher Pastor).

 

          In Patschkau wird zur Fremdenverkehrswerbung ein Verkeehrsverein eingeführt.

 

          In Charottental wird auf dem ehemaligen "Weineracker" eine vorstädtische Kleinsiedlung errichtet und der

          Straßenzug erhält die Bezeichnung "Feldstraße". Es entstehen in den nächsten Jahren ca. 20 Doppelhäuser

          mit Siedlerwohnungen. Zu jedem Haus Haus gehören 1000 m² Gartenland.

 

1936  18. August: Slawisch klingelde Ortsnamen im Landkreis Neisse werden durch Erlaß des Oberpräsidenten in

          Oppeln geändert.

          In der Patschkauer-Umgebung wird aus Kamitz = Grenztal, aus Gostitz = Gostal und aus

          Laßwitz = Höhendorf.

 

          In der Bergmannstraße beginnt der Neubau des Postamtes.

 

          An der Gartenstraße wird das Kino  die "Deutschen Lichtspiele", das Deli eröffnet.

 

         27. August: Einweihung der umgebauten Schule in der Schulstraße. Aus dem altsprachlichen Gymnasium

         für Jungen wird eine Staatliche Oberschule, die auch Mädchen aufnimmt, nachdem das St. Agnes-Lyzeum

         an der Zollstraße geschlossen und in eine Lehrerbildungsanstalt umgewandelt wurde.

 


1938  22. 08 bis 28.08. erste Hochwasserwelle in der Glatzer Neisse, des Mühlgrabens, des Gostitzer Grundwasser (Gosbach) und des Kamitzbaches . Zweite Hochwasserwelle vom 31.08. bis 04.09.1938.

 


1938   9. November: In Patschkau werden auch nach der "Reichskristallnacht / Reichsprogromnacht" jüdische

           Einwohner diskrimniert und verhaftet.

 

1939  Der Patschkauer Männergesangverein begeht sein 40jähriges Stiftungsfest.

 

          19.08.: In Patschkau findet das Heimatfest und die Kirmes statt.
          

          Im Scharfrichterhaus (Henkerhaus) an der Neisser Straße wird eine Heimatstube eröffnet (siehe Bild 1 + 2).

 

          Im Wäldchen an der Neisser Straße wird eine Baude eingeweiht (siehe Bild 3).

 

          Am letzten Tag der Festwoche werden bereits Einberufungsbescheide zur Wehrmacht zugestellt.

 

          27.08.: Der fahrplanmäßige Bahnbetrieb wird eingeschränkt, Zivilpersonen werden "vorübergehend" nicht

          befördert.

 

          28.08.: Eine große Luftschutzübung wird in der Stadt Patschkau abgehalten.

 

          01.09.: Überfall auf Polen. Einquartierung von Wehrmachtsangehörigen in Patschkau

 

          23./24.09.:  Vor dem Einmarsch deutscher Truppen ins Sudetenland kommen mehr als 2.500 Flüchtlinge

          aus Angst vor Drangsalierungen durch die Tschechen aus diesen Gebieten nach Patschkau.

      


1940  Das Patschkauer  Wochenblatt berichtet am Freitag, den 14. Juni 1940, über die Marktpreise:
          Deutsche feine Molkerei Butter 0,5 kg 1,76 RM, Bruchkäse 0,5 kg 30 Pfg., Radieschen1 Bund 10 Pfg.,

          Salat 1 Kopf 5 und 6 Pfg., Weißkäse 0,5 kg 20 Pfg. Oberrüben (Kohlrabi) 20 - 40 Pfg., Mohrrüben Bund

          10 Pfg.

          Die Patschkauer Filmtheater zeigen von Freitag bis Sonntag: 
          Capitol:  Tobis Film "Mein Mann darf es nicht wissen"; Deli: "Zwei Welten" von Gustav Gründgens.

 

1941  Die Provinz Schlesien wird geteilt in:

          Oberschlesien mit den Regierungsbezirken Oppeln und Kattowitz.

          Niederschlesien mit den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz.

 


1943 ?

          Die Wehrmacht hatte vom  Reserve-Lazarett in Reichenstein eine Außenstelle nach Patschkau verlegt, das

        Teillazarett war  im Schützenhaus in der Schützenstraße untergebracht.

        Fotos: Archiv -Alte Postkarte; Soldaten vor dem Schützenhaus - Remigiusz Golebski, Paczków

 


1944 

In der NS-Zeit wurde versucht als "Kirchliche" zu unterbinden und man  untersagte sogar wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses die Fronleichnamsprozession um die Pfarrkirche und durch die Stadtstraßen.

Da der alte Friedhof an der Prome-nade nicht öffentlicher sondern kirchlicher Grund war, wurde dass Fronleichnamsfest dorthin verlegt.  

Fotos: B. Lorenz-Vogt  



1945

Im Januar treffen per Zug und mit Pferdewagentreck  aus Ostober-

schlesien Flüchtlinge in Patschkau ein, die vor der Roten Armee geflüchtet sind. Sie erhalten in Privatquartieren Unterkunft.

Für die Flüchtlinge wird am 19. Januar in Wolfs Hotel (früher Hotel

Sachs) eine zentrale Aufnahmestelle eingerichtet.

Die Schulen werden geschlossen und sind als Reservelazarett vorgesehen.

 

Am 01. Februar werden an Patschkau vorbei Kz-Häftlinge in Kolonen

(sogenannte Totesmärsche) nach Westen getrieben, viele sterben an

Entkräftung, werden am Straßenrand erschossen, werden auf Dorffried-

höfen (in Alt Patschkau ca. 20 Personen) und im Plottnitzer Wald 

begraben.

 

Foto: Archiv, Ausschnitt aus alter Postkarte, historische Fassade


1945  Das  Patschkauer Wochenblatt teilt am 10. Februar folgendes zur Ernährung der Bevölkerung mit:

 


1945  13. Februar: Mütter mit kleinen Kindern verlassen in einem Sonderzug der NSV aus Sicherheitsgründen

          Patschkau über die Tschechei/Österreich nach Bayern.
          Anmerkung: NSV = Nationalsozialistische Volkswohlfahrt geründet 18.04.1932 und am 03.05.1933

          kurz nach der Machtergreifung zum Parteiorgan der NSDAP erhoben.

 

          14. und 16. März: Alle einsatzfähigen Patschkauer werden im Sonderzug zum Bau von Verteidigungsan-

          lagen zum Flugplatz in Stephansdorf und nach Lindau bei Grottkau gebracht.

 

          19. März: Panzersperren am Ortseingang vor Patschkau errichtet.
          Russische Truppen dringen in die Stadt Neisse ein. Die Hauptkampflinie liegt noch einige Wochen
          zwischen Neisse und Ottmachau.

 

          20. März: Die deutschen Behörden befehlen in den frühen Morgenstunden der Zivilbevölkerung die 
          Räumung der Stadt. Als Sammelplatz wird Mährisch-Trübau im Sudentenland angegeben. Im Mai-Juli

          kehren die meisten geflüchteten Patschkauer in die Stadt zurück.

 

          Sowjetische Flugzeuge bombardieren gegen Mittag in zwei Angriffen die Stadt Patschkau (Verletzte und

          Tote). Mehrere Häuser in der Breslauer-, der Glatzer-, der Konrad-, der Hospital-, der Neisser-, der 

          Bönischstraße und dem Grenzlandweg werden zerstört oder beschädigt. Schwer beschädigt wurden auch

          das Ärtztehaus des St. Johannesheims, die Begräbniskirche auf dem alten Friedhof, die katholische

          Volkschule und das Kreisaltersheim. 


1945 

07. Mai: Patschkau wird kampflos von den sowjetischen Truppen besetzt.

 

August:  Der sowjetische Stadtkommandant setzt eine polnische Verwaltung ein. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus ihren Wohnungen  beginnt, die Wohnungen und Geschäfte

werden von den Polen besetzt.

1946  Ab Mai wird die deutsche Bevölkerung systematisch in den Westen Deutschlands vertrieben.

          Im Juni müssen die Patschkauer mit Handgepäck ins 13 km entfernte Ottmachau zur Abschiebung. Vom

          Ottmachauer Güterbahnhof fahren zwei überfüllte Transportzüge, ein dritter wurde in Neisse eingesetzt.

          Es wurden Fahrten ins Ungewisse und im Westen waren wir oft nicht erwünscht!

        Je ein "Güterzug" (25 - 30 Viehwaggons mit je 30 Personen) bringt die aus Patschkau und den umliegenden

        Dörfern Vertriebenen über Kohlfurt ("Entlausung") und die Durchgangslager Marienborn, Mariental,

        Friedland u. a. indie Orte Einbeck, Duderstadt, Gieboldeshausen, Schöningen, Helmstedt, Empelde und

        Wilhelmshaven in der britischen Besatzungszone. Von dort aus werden die Ankömmlinge z. T. auch auf die

        angrenzenden Dörfer verteilt. Ein Transport endet in der Nähe von Dresden, damit in der sowjetischen

        Besatzungszone. Weitere Transporte folgen in den folgenden Wochen.

        Nach polnischer Lesart sind die umliegenden Dörfer "bereits von Deutschen geräumt".

        Daten der Vertreibung:

        Alt Patschkau 02.09.1945 und 18.01.1946; Alt Wilmsdorf 06.02.1946;
        Fuchswinkel 28.06. und 01.07.1945; Geseß 31.05.1946; Gostitz/Gostal 28.06. und 01.07.1945;

        Kamitz/Grenztal 29.06.1945; Heinersdorf 28.06./02.09.1945 und 30.05./19.08.1946;

        Heinzendorf 02.06.1945 und 29.05.1946; Kosel 08.04.1946, Schwammelwitz und Stübendorf 06.02.1946.


1954

Da im Raum Einbeck viele Vertrie-

bene aus Patschkau und den Dörfern "gestrandet" sind beschließt der Rat der Stadt Einbeck bereit am 08.09.1953  die Patenschaft zu den  Patschkauern und Dörfler zum 15. Juli 1954 zu übernehmen.

Das Kuratorium der Patschkauer

gibt zu diesem Anlass einen Anstecker und eine Festschrift heraus und lädt alle ehemaligen zum Treffen in die "Patenstadt Einbeck" ein.

Die polnische Post gibt eine Luftpostbriebmarke heraus.



1955

Die "Patschkauer Dohle" wird herausgegeben von der Gemeinschaft heimatvertriebener Patschkauer.

Erster Schriftleiter war Gerhard Jahndel, Hannover.

Druck: Druckerei Heinz Tobis, Hamburg.

Die "Patschkauer Dohle" erschien als eigenständiges

Mitteilungsblatt und Heimatzeitung bis zur Nr. 220 im

Dezember 2015. Nach Auflösung des Patschkauer Heimatvereins zum 31. Dezember 2015 und Anschluß als "Heimatgemeinschaft Patschkau und Umgebung" an den Neisser Kultur- und Heimatbund e. V. in Hildesheim, wurde die "Patschkauer Dohle" ab 2016 eine Teilbeilage im Neisserblatt.

 

Alle Ausgaben der Patschkauer Dohle befinden sich im

Patschkauer Heimatarchiv im Stadtmuseum Einbeck.

 

 

 

 

 

Foto: Privatarchiv Rudolf Lux


1992

Die Städte Einbeck und Paczków

schließen eine Städtepartnerschaft.

Gegenseitige Besuche schließen sich an und auf kulturellem Gebiet wird viel zusammen gearbeitet.

 

2017 wird am 24. Juni in Paczków die Städtepartnerschaft nach 25 Jahren mit einem Festakt erneuert. Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Paczkóws Bürgermeister Artur Rolka tauschen die Urkunden aus.

 

<< Urkunde Archiv

              Foto: Rudolf Lux 2017 >>



1996  Am 30. August reisen 250 Patschkauer und Dörfler in ihre alte Heimat, werden offiziel emfangen.

          In St. Johannes wird eine dreisprachige Messe in polnisch, deutsch und tschechisch abgehanlten.

 


1997 Patschkau bekommt im alten

alten Einbecker Rathaus einen Raum für seine Heimatstube.

<<

2007 erfolgt ein Umzug der Heimatstube in das Stadtmuseum mit größer Ausstellungsfläche. >>

 

Siehe auch Seite: Heimatstuben/Magazin



1999

Am 04. September gründet das Kuratorium der heimatvertriebenen Patschkauer und Dörfler den "Schlesischen Heimverein Patschkau und Umgebung e.V."

 

Am 05.September wird in der großen Halle des alten Rathauses eine Gedenktafel   offiziell eingeweiht.

 

 

Das Relief ist nach einer Zeichnung von Stittner-Reichel angefertigt worden.

 


2004    Gemeinsam feiern Deutsche und Polen den 750. Jahrestag der Stadtgründung (08. März 1254) in

            Patschkau/Paczków. Viele ehemalige Patschkauer nahmen am 26. bis 31. August an den Feierlichkeiten

            teil und erhielten einen Anstecker zu diesem Ereignis. Auch wurde eine Gedenkmünze herausgegeben.


Vorlagen zu dieser Chronik waren folgende Bücher:

"Patschkau und Umgebung" v. A. Polke 1927;

"Patschkau unverlorene Heimat - 700 Jahre Patschkau" v. Gerhard Jahndel, 1954;    "Patschkau" von Erwin Christ 1989.

Bücher im Dohlenverlag Osnabrück, Herausgeber Leo Schiller:  "Besuch mich zu Patschkau - 1999;   "750 Jahre Patschkau" - 2004;    "Patschkauer Bilderbuch" - 2011.

Das von der Universitäts-Bibliothek Breslau digitalisierte "Patschkauer Wochenblatt" 1838 - 1938.

Bilder aus der historischen Postkarten-Sammlung von H. Bartels.    Privatarchiv Rudolf Lux.